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Kritiken

Münstersche Zeitung

Der Gesang der Sonne (Julia Fauth)

Münster: "Du hast sie am Himmel gebildet, klar und kostbar und schön" heißt es in Petr Ebens Sonnengesang "Cantico delle creature" über die Sterne. Ein musikalischer Lobpreis auf die Schöpfung, funkelnd und strahlend, voll glühender Intensität. Der Kammerchor "Ensemble musica sacra" aus Lübeck verlieh am Samstagabend in der Klosterkirche der Karmeliten in Münster nicht nur Ebens berührender Meditation vielstimmiges Leben. Geistliche Chormusik, die bisweilen an die schlichte Schönheit gregorianischer Choräle erinnerte, war es, die den Hörer verzauberte – nicht mit opulenter Klanggewalt, sondern mit leisen Harmonien.

Von Heinrich Schütz' feierlichem Hymnus "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" aus dem 17. Jahrhundert bis zum zeitgenössischen Komponisten Jan Sandström und dessen musikalischer Interpretation des "Sanctus" reichte das A-Capella-Repertoire, das Chorleiterin und Organistin Michaela Ratte mit ihrem Ensemble einstudiert hatte. In relativ kleiner Besetzung beeindruckte der Chor besonders mit einer ausgewogenen Balance der einzelnen Stimmen.

Bei Gottfried August Homilius' "Unser Vater in dem Himmel" und Maurice Duruflés "Notre Pêre", zwei Vertonungen des Vaterunsers , verschmolzen in der wunderbaren Akustik des ehemaligen Franziskanerklosters Sopran, Alt, Tenor und Bass gekonnt miteinander. Der Sopran war rein, niemals schrill, vom Bass mit satten, tiefen Farben gestützt. Dazwischen glitten die Harmonien im Alt und Tenor ineinander über – eine vollendete Vielstimmigkeit.

Mit dem "Sonnengesang" entließ das Ensemble sein Publikum in den Sommerabend: Im Presto führte der Chor das unbeschwerte Thema zunächst schwungvoll über die Oktaven, dann in eine sanfte, nachdenkliche Phase, exakt ausdifferenziert durch das immer weiche Timbre der Stimmen. Expressiv funkelten am Ende einzelne Töne sternengleich auf. Noch lange klangen die berührenden Stimmen nach.


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